50 Jahre Garagen in Anger-Crottendorf

 

Der Wunsch nach einer eigenen Garage hat vor 50 Jahren dazu geführt, dass sich engagierte Bürger zusammengetan haben um ihn zu erfüllen.

Von der Standortgenehmigung zur Baugenehmigung über die Errichtung bis zum Einzug

Die Standortgenehmigung wurde am 1.11. 1971 beantragt und im Januar 1972 bestätigt. Die offizielle Bestätigung durch den Rat des Stadtbezirkes war der Start aller weiteren Aktivitäten. Es gab 2 Auflagen:

Es musste alles in Eigenleistungen erbracht werden.

Materialbilanzen konnten nicht bereitgestellt werden. Also waren Eigeninitiativen gefragt.

Nach Abschluss der Recherchen über den Typ und Lieferbetrieb wurde die Bauplanung begonnen und die Baugenehmigung eingeholt.

Die Planung entstand innerhalb kurzer Zeit und wurde durch die Vereinsmitglieder ausgeführt. Es gab für alle Gewerke Spezialisten wie Bauingenieure, Elektriker, Maurer und Leute mit vielen Zugriffsmöglichkeiten auf die erforderliche Technik und das Material.

Die Errichtung

Der Baubeginn war im Juni 1972. Zügig ging der Bau voran, jeder musste ca. 300 Stunden leisten. Eine Bezahlung wurde nur in begründeten Fällen gestattet. Diese gemeinsame Arbeit formte eine feste Gemeinschaft, die sich über die langen Jahre der Nutzung bis heute erhalten hat. Sie hat sich über die Kinder, als Nachnutzer der Garagen, fortgesetzt.

Die Fundamentarbeit und Betonarbeiten waren in dem ziemlich heißen Sommer eine schwere Arbeit, die uns zum Schwitzen brachte.

Der Schweiß wurde mit Limo und manchmal auch mit Bier ausgeglichen.

 

Für die Betonfertigteile stand ein Kran zur Verfügung, das sorgte für hohe Produktivität und einen zügigen Baufortschritt.

Der Rohbau war fast fertig. Die Dachdeckarbeiten und das Verputzen waren zeitaufwendig. Trotzdem konnten die 1. Garagen noch vor dem Winter bezogen werden.

Es war eine tolle Leistung, die uns alle bis heute noch stolz macht. Gemeinsam Arbeiten, gemeinsam feiern und Instandhalten der geschaffenen Werte waren in den 50 Jahren des Bestehens unserer Gemeinschaft Prinzip, nach dem wir gehandelt haben und auch heute noch leben.

Wenn wir heute zurückblicken und unsere jetzige Leistungsfähigkeit als sogenannte Hochbetagte als Maßstab nehmen, können wir nur darüber staunen, was wir in jungen Jahren alles schaffen konnten. Man muss aber auch wollen und vom Erfolg überzeugt sein.

Bis heute hat sich dieser Zusammenhalt erhalten. Die Menschen helfen sich gegenseitig. Sich sprechenden miteinander über alles, was das Auto und das Motorrad betreffen. Sie haben hier den Ort, wo man sich über alle Probleme auszutauschen kann. Wo die gegenseitige Hilfe als selbstverständlich betrachtet wird und so Manches mit viel Geschick selbst oder gemeinsam erledigt wird.

Und so stehen die Garagenhöfe heute da:

Und was kommt nun?

Ohne mit uns gesprochen zu haben, oder eine Information über ein geplantes Konzept zum Abriss dessen, was wir geschaffen haben zu geben, wurde ein Stadtratsbeschluss, den wir bis heute nicht kennen, gefasst. Danach sollen die Garagen abgerissen werden, um Platz für eine Schule und ein Nachbarschaftszentrum zu schaffen. Das wird einfach so entschieden, ohne auch nur im Ansatz daran zu denken, was daraus entsteht.

Das wir uns mit dieser Arbeitsweise nicht einverstanden erklären ist wohl Jedem klar. So kann man nicht mit Menschen, die vor 50 Jahren Werte geschaffen haben und 50 Jahre in einer Gemeinschaft hier leben, die ihnen sehr viel bedeutet, umgehen.

Wenn dann noch ein oberflächlicher Redakteur der Internet-Zeitung höhnisch schreibt: „Da stehen 4 alte Männer mit weißen Haaren vor ihren Garagen und verteidigen ihren kleinbürgerlichen Besitzstand“ und wenn Personen im Bürgerverein Anger – Crottendorf dazu jubeln, wird schnell klar, wie die Verbindungen in unserer Stadt funktionieren.

Diese Art der Missachtung der Leistungen der Generation, die den Wohlstand, in dem wir jetzt leben, geschaffen hat, ist typisch für das, was in unserem Stadtteil und in unserer Stadt passiert. Etwas mehr moralische Tiefe und gegenseitige Achtung würde allen guttun.

Was entsteht daraus?

Durch den Rückbau eines Garagenhofes zu Gunsten des Schul-Campus Ihmelsstraße sind ca. 90 gesicherte Unterstellmöglichkeiten weggefallen, die den so schon knappen Parkraum zusätzlich belasten.

Die Durchsetzung eines Entwicklungskonzeptes der Stadtverwaltung für den Stadtteil Anger-Crottendorf sieht einen Abriss der 2 Garagenhöfe vor. Das bedeutet, dass weitere 180 Parkplätze im Kernbereich des Stadtteiles erforderlich werden. Anstelle der Garagenhöfe soll ein Nachbarschaftszentrum und ein Schulneubau errichtet werden.

Der Kernbereich des Stadtteiles ist durch enge Straßen, viel Grün und überfrachteten Verkehr im ruhenden Bereich definiert. Schon jetzt ist die Parksituation unzumutbar und belastet die Menschen im hohem Maße.

Die Infrastruktur wird durch die Sperrung von weiteren ca. 40 Parkplätzen, während der geschätzten Bauzeit von 3 Jahren, zusammenbrechen.

Außerdem ist ein Wohnkomplex im ehemaligen Hauptgebäude der Karl Krause Fabrik im Bau. Dort entstehen 127 Wohnungen mit nur 42 Tiefgaragenplätzen. Damit erhöht sich der Bedarf um ca. weitere 60 Parkplätze.

Die Stadt plant im Moment den wichtigen Verkehrsknotenpunkt, der durch den Zusammenschluss der Theodor-Neubauer-Straße und der Gregor- Fuchs- Straße vor der alten Ost-Feuerwache entsteht, als Parkanlage umzugestalten.

Das bedeutet den Wegfall von weiteren ca. 60 Parkplätzen, die im Moment dort genutzt werden. Damit werden insgesamt über 300 Parkplätze entfallen. Wie stellt sich die Stadt die Lösung vor?

Der Verein ACtiv hat allein 5 Varianten vorgeschlagen, die einen Rückbau der Garagen unnötig machen. Seit Juni 2022 besteht die Forderung endlich Arbeitsgruppen aus Spezialisten und den Bürgern zu bilden, die sich damit auseinandersetzen und Lösungen entwickeln, die einen Zusammenbruch der Infrastruktur im Stadtteil verhindern. Es muss eine Lösung gefunden und realisiert werden, die nicht nur den Interessen der Stadtverwaltung und einzelnen ideologischen Gruppen entsprechen, sondern auch den Interessen der Mehrheit der dort lebenden Menschen.

Wir unterstützen die Stadt bei der Entwicklung solcher Konzepte und erwarten, dass alle Probleme im Zusammenhang gesehen werden. Und dass vorrangig zum Wohle der Menschen, die hier leben, entschieden wird.

Wie stehen wir zum Klimawandel?

Für uns ist eines klar, es ist das wichtigste langfristige Problem, was die Menschheit zu lösen hat. Viele Wege müssen gegangen werden um das Ziel erreichen zu können. Eines muss dabei klar sein: „Es geht nur mit den Menschen und nicht gegen die Menschen.“ Dabei darf das Lebensniveau der Menschen nicht durch Verbote eingeschränkt und verordnet werden. Es müssen Bedingungen geschaffen werden, die die Voraussetzungen dafür sind, sich in seinen Lebensgewohnheiten an diese Situation anpassen zu können. Und es braucht Zeit das zu erreichen.

Ein Umstellen auf andere Antriebssysteme ohne fossilen Kraftstoff ist nur dann möglich, wenn es ausgereifte Konzepte dafür gibt. Da ist noch keine umfassende Lösung in Sicht. Das betrifft den privaten Bereich wie den industriellen und öffentlichen Bereich. Viele Menschen wollen und können auf ein Auto verzichten, wenn der ÖPNV nach modernsten Gesichtspunkten gestaltet wird. Das ist ein langfristiges Programm, aber ein absolut notwendiges.

Wir haben schon vor 2 Jahren angeboten aus den Garagenhöfen zentrale Punkte für das Aufladen der ca. 170 Autos in den Garagen, durch Solartechnik auf den Garagendächern entstehen zu lassen. Außerdem sind wir bereit, gemeinsam mit der Stadt, das Thema der Ladestationen zu untersuchen. Ohne eindeutige Lösungen dafür klemmt die Umstellung des Autoverkehrs.

Unser Wunsch ist!

Hört auf die Bürger und geht mit uns gemeinsam alle Probleme an. Nicht gegeneinander, sondern miteinander. Niemand sollte Veränderung, die das Lebensumfeld zerstören, gegen die Bürger durchsetzen.

Wir möchten unser Fest zum 50-jährigen Bestehen im September feiern mit der Gewissheit, dass unser Umfeld erhalten bleibt und nicht zerstört wird.

Die Geragenvereine

Anger- Crottendorf

Bahndamm e.V.